Autor, Erzähler zwischen Vergangenheit und Gegenwart
Toros Sarian ist ein französisch-armenischer Autor, Übersetzer und politischer Denker, dessen Arbeit sich mit der Frage beschäftigt, wie kollektive Erinnerung entsteht, vererbt und transformiert wird. Sarian gehört zu einer Generation von Nachkommen des Völkermords an den Armenier*innen, die die schmerzhafte Vergangenheit nicht nur bewahren, sondern aktiv in aktuelle Diskurse über Identität, Zugehörigkeit und Gerechtigkeit einbringen wollen.
Seine Arbeit zeichnet sich durch eine dichte Verbindung zwischen biografischem Erzählen und historischer Reflexion aus. In seinen Essays, Vorträgen und literarischen Texten bringt Sarian die persönlichen Schicksale seiner Familie mit geopolitischen Entwicklungen in Verbindung. Dabei geht es nicht um einfache Schuldzuschreibungen, sondern um eine tiefere Auseinandersetzung mit Trauma, Verleugnung und Versöhnung.
Im Film „Asadur – Die Suche nach verlorener Identität“ ist Toros Sarian verantwortlich für die Erzählstruktur. Er verleiht dem Film mit seiner poetischen Sprache und seinem historischen Bewusstsein eine zusätzliche Tiefe. Die Fragen, die er stellt – Was bedeutet es, Armenier zu sein? Wie lässt sich verlorene Geschichte zurückholen? – geben dem Werk seinen philosophischen Kern. Seine Stimme verbindet Vergangenheit und Gegenwart, Emotion und Analyse, persönliche Reise und kollektive Wunde.
Toros Sarian lebt in Frankreich und nimmt regelmäßig an internationalen Gedenkveranstaltungen, Lesungen und Konferenzen teil. Er ist überzeugt davon, dass Erinnerung nicht im Schmerz stehen bleiben darf, sondern zum Ausgangspunkt für Dialog, Verständnis und gemeinsame Zukunft werden muss.